Leinenherstellung

Wie entsteht Leinen, ein kleiner Abriss...

Die Flachspflanze:

Die Leinenfasern werden aus dem Stengel der Flachspflanze gewonnen. Diese wird als Frucht- oder Faserpflanze angebaut.

Zur Fasergewinnung werden langstielige, hellblau bis weiß blühende Sorten mit einer Wuchshöhe von etwa 80 bis 120 cm verwendet, während kürzere Sorten der Leinölgewinnung dienen.

Der Flachs ist eine einjährige Pflanze und muss jedes Jahr neu gesät werden. Er gedeiht sehr gut im gemäßigten Klima. Gebiete mit Seeklima liefern die besten Flachssorten. Die Aussaat erfolgt von März bis April. Das Wachstum ist nach etwa 90 bis 120 Tagen beendet. Im oberen Teil der Pflanze bilden sich Verästelungen, an denen sich die Blüten entwickeln. An der reifen Pflanze haben sich aus den Blüten die etwa erbsengroßen Samenkapseln gebildet, die etwa 2 mm lange, sehr ölhaltige Samen (Leinsamen) enthalten. Die Ernte erfolgt im Juli oder August.

Ernte und Fasergewinnung:

  • Raufen nennt man das Herausreißen der Pflanze mit den Wurzeln, damit die Fasern lang bleiben. Neuerdings werden auch Mähmethoden angewendet.
  • Riffeln , so heißt das Abtrennen der Fruchtkapseln mit den Leinsamen vom gereiften trockenen Flachsstengel.
  • Rösten oder Rotten bewirkt das Zersetzen der Kittsubstanzen (Pflanzenleim = Pectin) im Stengel, damit sich die Faserbündel schonend herauslösen lassen. Der Flachs wird nach einer gängigen Methode 5 bis 8 Tage lang in warmes Wasser gelegt.
  • Das Trocknen der Flachsstengel erfolgt in Warmluftöfen.
  • Beim Brechen und Schwingen wird, nachdem die Verbindung der Faser mit den übrigen Stengelbestandteilen durch das Rösten gelockert wurde, das Flachsstroh gebrochen und die Holzteile werden durch "Schwingen" entfernt. Man erhält Langflachs von 60 bis 90 cm Länge und Schwingwerg von 10 bis 25 cm Länge.
  • Hecheln nennt man das Auskämmen des Bastes zu verspinnbaren Faserbündeln. Gleichzeitig werden dabei die letzten Holzteilchen und die Kurzfasern entfernt. Man erhält Hechelflachs und als Nebenprodukt das Hechelwerg.

Cottonisieren nennt man das mechanische oder chemische Auflösen der Faserbündel in Elementarfasern, die man auch Flockenbast nennt. Cottonisierte Flachsfasern lassen sich mit Baumwolle mischen (heute selten angewendet). Charakteristisch sind die im Mikroskop sichtbaren bambusartigen Faserverdickungen.

Ausrüstungen:

  • Bleichen mit unterschiedlichem Bleichgrad hellt die blonde bis silbergraue Naturfaser auf, ermöglicht weiße und helle Farbtöne. Chlorbleiche entfernt Fremdfaseranteile und Bast- bzw Holzanteile, ist aber ökologisch bedenklich.
  • Färben und Drucken verbessert das Aussehen.
  • Mangeln durch Druckwalzen (rollender Druck) erzeugt einen matten, gebrochenen Glanz.
    Aufgrund von Pflegeleichtigkeit durch Kurzharzausrüstung laufen Textilien in der Wäsche noch weniger ein, brauchen nicht bzw. nur leicht überbügelt zu werden und sind knitterarm.

Fasererkennung:

  • Brennprobe: Sie verbrennt rasch, hell, nachglühend und riecht nach verbranntem Papier. Als Rückstand hinterlässt Leinen eine hellgraue Flugasche.
  • Reißprobe: Bei der Trockenreißprobe sind die Reißenden bei Leinen deutlich länger als bei Baumwolle.
  • Lichtprobe, Ölprobe: Reinleinengewebe, gegen das Licht gehalten, zeigt Verdickungen in Kette und Schuss. Ölgetränktes Leinengewebe läßt dunklen Untergrund besser durchscheinen (wirkt glasiger) als ein ölgetränktes Baumwollgewebe.